Von Mut und wahrer Grösse

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In seiner „Montagmorgenmail“ vom 1. Mai beschreibt Dr. Johannes Hartl „wahre menschliche Grösse“ u.a. mit folgenden Punkten: „Einem undankbaren Menschen dienen, ohne bitter zu werden. Geben, ohne Dank oder Gegenleistung zu erwarten.
Freiwillig den hinteren Platz einnehmen. Etwas vergeben, wofür es eigentlich keine Entschuldigung gibt. Über einen Fehler hinwegsehen. Großzügig sein, ohne es jemandem zu erzählen. Mehr darum besorgt sein, zu lieben, als geliebt zu werden.“

Als ich mir die Frage stelle, ob ich so bin, ist die Antwort schneller gefunden, als mir lieb ist: Nein. Wenn ich es tatsächlich einmal schaffe, so zu handeln, dann bin ich gleich so richtig stolz auf mich. Ups.

Als die Kirchenpflege und die Mitarbeitenden zusammen mit dem Gebetsteam für das Jahr 2023 gebetet und Gott gefragt hatte, wie er uns als Gemeinde dieses Jahr erfüllen möchte, kam das Wort „Mut“ immer wieder vor. Falls Sie die beiden „Karton-Türme“, die hinten in der Kirche gestanden sind, schon gesehen haben: Das sind unsere gesammelten Eindrücke. In der Sortierung von unten nach oben erwächst der Mut aus dem Vertrauen. Mutig vorangehen, das verbinden wir meist damit, Neues zu wagen und etwas zu tun und bewirken. Das tun wir bereits, und wir werden spürbar gesegnet. Könnte Mut auch heissen, einen Schritt zurück zu machen? Zu warten? Freiwillig den hinteren Platz einzunehmen? Leere auszuhalten?

Was ist Mut?
Ich wünsche mir selbst und Ihnen, dass wir uns mutig, ehrlich und fröhlich fragen, welche Reaktion, welches Verhalten und welche Haltung gerade wahren Mut erfordert. Ist es das Tun oder das Sein? Das Machen oder das Warten? Das Geben oder das Empfangen?

Pfingsten steht vor der Tür. Alle Gläubigen wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt. Sie taten nichts. Sie waren einfach nur zur Stelle. Mutig erwartend, mit leeren Händen. Ich wünsche mir und Ihnen, dass wir die Zeiten erkennen und unterscheiden können, was wahrer Mut der Stunde ist.

Sonja Sorbara, Beauftragte Leiterförderung