Wie sieht Kirche aus – Blick in die Zukunft?

Steki_aktuell_2023.09_Frontbericht_Foto (Foto: Katrin Stalde)
Ferienzeiten beschenken uns oft mit neuen Erkenntnissen, ohne dass wir viel dafür tun müssten; vielleicht, weil wir dann einfach aufnahmefähiger sind als im Alltag. Und manchmal verändert das dann auch unseren Blick auf das Leben.
Eine meiner Entdeckungen dieses Sommers begann mit der Aussage einer Freundin, dass Birmingham kein Ausflug wert sei. Sie hat dort in den 1970er Jahren gewohnt und erinnerte sich vor allem an Gewalt, Armut, Dreck und verschmutzte Luft. Da ein Einkaufszentrum lockte, stiegen wir trotzdem in den Zug und wir merkten rasch, dass ihr Bild von damals nicht mehr stimmte. Das schicke Einkaufszentrum, authentisches asiatisches Essen und die 250jährigen Kanäle, die zum Herzen der industriellen Revolution in England gehörten: kein Schmutz, sondern schicke Cafés und nette Pubs. Klare Luft, restaurierte Frachtkähne und – eine Kirche, die ohne das Schild niemand als solche erkennen würde. In der Gas Street ist sie zu finden, dort, wo die erste mit Gas betriebene Strassenbeleuchtung der Stadt installiert wurde. Die Stadt hat sich gewandelt. Die Industrie ist verschwunden. Hippe, junge und eher wohlhabende Menschen haben die Quartiere um die alten Kanäle als Wohn- und Freizeitort entdeckt. Und 2016 hat die anglikanische Kirche mittendrin Fuss gefasst. Eine Kirche, die vorwiegend von jungen Menschen besucht und getragen wird und „Licht für die Stadt“ sein will. Sie will eine Kirche sein, die sich trifft und streut. Die Kirche streut, indem sie als Gemeinschaft Lichtbringerin, Friedenstifterin, Freudenbringerin und Stadtgestalterin ist. Kirche, die sich so versteht, ist auch heute nicht veraltet. Sind wir in diesem Sinne Kirche? Weil Kirche immer Gemeinschaft ist, kann ich diese Frage nicht allein beantworten. Und weder Pfarrer noch Angestellte können eine solche Kirche erschaffen. Wir können nur vorleben und einladen. Je mehr aktiv mitgestalten, desto mehr ist zu sehen. Gerne komme ich auch vor allem mit denen ins Gespräch, die kritisch sind, die Fragen haben und für die Kirche ein bestimmtes Bild hat.

Pfr. Franco Sorbara-Frech