Wie wir aus dem „Mach mit!“ rauskommen

unsplash.com@princearkman (Foto: Katrin Stalder)
Wetterphänomene heizen die Diskussionen ums Klima an, Virusvarianten führen zu neuen Wellen, Gewalt und Ausgrenzung brechen vielschichtig durch. „Mach mit!“, hören wir auf verschiedenen Ebenen. Menschen feiern nach Fussballspielen ohne Schutzmassnahmen. Flugzeuge wecken uns wieder regelmässig. Montags müssen in Städten und an Seen Berge von Abfall abtransportiert werden.
Franco Sorbara,
Der Nachschub an neuen heftigen Schimpfwörtern, die unsere Kinder in der Schule aufschnappen, versiegt nicht. Und es vergeht keine Woche, die frei von Übergriffen ist – bei uns, nicht irgendwo, durch Menschen aller Schichten. Gibt es nicht zu vielen Themen Kampagnen, die auffordern, mitzumachen? Sollen nicht schon unsere Kinder in der Schule durch ganz verschiedene Massnahmen dazu gebracht werden, mitzumachen? Werden nicht immer mehr Gesetze erlassen, die das „Mach mit!“ sogar zur Pflicht erheben? Vielleicht mag das pessimistisch klingen, aber vielleicht spricht aus vielem, was unsere Welt in Atem hält, auch eine Erfahrung aus 2‘000 Jahren Kirchengeschichte. Auf Appelle hören nur wenige. Kampagnen brauchen einen langen Atem und verlieren doch oft. Und Gesetze halten Menschen zwar bis zu einem gewissen Grad in Schach, verändern sie aber nicht. Echte Veränderung gibt es nur, wenn wir uns verändern. Wenn aus dem „Mach mit!“ ein „Ich mach mit!“ wird. Dann wird Neues entstehen, das Bestand hat. Gerne höre ich beim Arbeiten Hintergrundmusik. Oft höre ich mir an, was in anderen Gottesdiensten gesungen wird. „Heilig, du bist heilig, würdig, der Würdigste, erhoben über allen, Jesus, unser Herr.“ Die Melodie riss mich aus den Gedanken, ich holte mir das YouTube- Fenster in den Vordergrund: zwei junge Menschen Mitte 20 knien singend vor einer vollen Kirche auf dem Boden. Berührt von ihrer Entschlossenheit und Ergriffenheit schreibe ich diese Zeilen. Was passiert wohl, wenn sich mehr und mehr Menschen dieser Liebe ausliefern?